Der Schlüssel zur mentalen Stärke
- floriansonneck
- 9. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Im modernen Leistungssport entscheidet nicht nur die körperliche Fitness über Sieg oder Niederlage, sondern zunehmend auch die mentale Stärke der Athletinnen und Athleten. In diesem Kontext gewinnt ein zentrales Konzept aus der Sportpsychologie besondere Bedeutung: Handlungsorientierung statt Lageorientierung.
Diese Unterscheidung beschreibt zwei grundlegende Arten, mit Belastung und Drucksituationen umzugehen. Während Lageorientierte oft an Rückschlägen haften bleiben oder durch Misserfolg gelähmt werden, handeln Handlungsorientierte selbst in kritischen Momenten entschlossen, lösungsorientiert und flexibel. Die Entwicklung hin zu mehr Handlungsorientierung gilt daher als wichtiger Baustein im Mentaltraining des Leistungssports.
Was bedeuten Handlungs- und Lageorientierung?
Der Begriff wurde vom Psychologen Julius Kuhl geprägt. Er unterscheidet: Handlungsorientierte Menschen richten ihren Fokus auf das, was jetzt zu tun ist. Nach einem Fehler schalten sie schnell um, konzentrieren sich auf die nächste Aktion und handeln weiter.Lageorientierte Menschen neigen dazu, nachzudenken, zu analysieren und zu zögern. Sie verharren länger in negativen Gefühlen („Warum habe ich das vermasselt?“) und verlieren dadurch ihre Handlungsfähigkeit.
Im Leistungssport ist dieses Verhalten deutlich sichtbar: Ein handlungsorientierter Tennisspieler vergisst den Doppelfehler im letzten Game sofort und fokussiert sich auf den nächsten Aufschlag. Ein lageorientierter Spieler hingegen hadert, verliert den Fokus – und womöglich das Match.
Warum ist Handlungsorientierung im Leistungssport so wichtig?
1. Fehlerverarbeitung:Fehler gehören zum Sport. Der Unterschied liegt im Umgang damit. Nur wer Fehler schnell abhakt, bleibt wettbewerbsfähig. Handlungsorientierte sind in der Lage, ihre Emotionen zu regulieren und sich auf die nächsten Schritte zu konzentrieren.
2. Drucksituationen meistern:In entscheidenden Momenten – z. B. bei einem Elfmeter oder einer Finalrunde – kann übermäßiges Nachdenken zu Blockaden führen („Choking under pressure“). Handlungsorientierte bleiben im Hier und Jetzt, folgen ihrem Plan, anstatt zu zerdenken, was alles schieflaufen könnte.
3. Motivation und Selbstregulation:Handlungsorientierte Athlet:innen sind oft selbstmotivierter, weil sie internale Kontrollüberzeugungen besitzen: Sie glauben, dass sie Einfluss auf das Ergebnis haben. Lageorientierte hingegen erleben sich häufiger als Opfer der Umstände.
4. Resilienz: Wer handlungsorientiert denkt, entwickelt mentale Widerstandskraft – ein entscheidender Faktor in langen Turnieren, nach Verletzungen oder in Phasen persönlicher Unsicherheit.
Wie kann man Handlungsorientierung fördern?
Handlungsorientierung ist nicht angeboren – sie kann trainiert werden. Mentale Trainingsmethoden wie Visualisierung, Achtsamkeitstraining oder strukturierte Selbstgespräche helfen, den Fokus auf das Wesentliche zu lenken.
Zielgerichtete Selbstinstruktion: Statt „Ich darf das nicht vermasseln“ sagt man sich „Ich konzentriere mich auf meinen Rhythmus.“Achtsamkeit und Atemtechniken: Sie helfen, aus dem Grübeln auszusteigen und die Aufmerksamkeit ins Jetzt zu holen.Ritualisierte Abläufe: Klare Routinen vor einer Leistung helfen, Handlungssicherheit zu erzeugen.
Trainer und Sportpsychologen können zudem handlungsorientiertes Verhalten gezielt fördern, etwa durch Feedbackmethoden, gezielte Fehlerkultur oder systematische Wettkampfvorbereitung.
Fazit: In einer Sportwelt, in der Spitzenleistungen oft durch winzige Unterschiede entschieden werden, wird die Fähigkeit, schnell ins Handeln zu kommen, immer wertvoller. Handlungsorientierung statt Lageorientierung ist dabei kein „Nice to have“, sondern ein entscheidender Leistungsfaktor. Wer lernt, nach einem Fehler sofort wieder aktiv und lösungsorientiert zu agieren, stärkt nicht nur seine Performance, sondern auch seine Persönlichkeit – auf dem Spielfeld und darüber hinaus.
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