Eltern im Sport – Zwischen Unterstützung und Druck
- floriansonneck
- 27. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Wenn Kinder Sport treiben, sind die Eltern fast immer mit dabei – am Spielfeldrand, in der Schwimmhalle oder auf der Tribüne. Sie fahren zu Wettkämpfen, kaufen Ausrüstung und jubeln, wenn ihr Kind gewinnt. Ohne dieses Engagement könnten viele junge Sportlerinnen und Sportler ihre Leidenschaft gar nicht ausüben. Doch so wichtig elterliche Unterstützung ist: Oft üben Mütter und Väter unbewusst Druck auf ihr Kind aus. Was gut gemeint ist, kann die sportliche Entwicklung und sogar das Selbstvertrauen des Kindes hemmen.
Gute Absichten – ungünstige Wirkung
Viele Eltern wollen nur das Beste: Sie möchten ihr Kind motivieren, anspornen und schützen. Sie wissen, wie hart der Weg im Leistungssport sein kann, und versuchen deshalb, mit Ratschlägen und Kritik nachzuhelfen. Doch was bei Erwachsenen als „Förderung“ gedacht ist, kann von Kindern leicht als Erwartung oder Druck empfunden werden. Aussagen wie „Du musst dich mehr anstrengen“ oder „Heute zählt nur ein Sieg“ suggerieren, dass Liebe und Anerkennung von Leistung abhängen.
Sportpsychologisch betrachtet greift hier das Konzept der Leistungsorientierung. Kinder, die glauben, dass nur Ergebnisse zählen, entwickeln leichter Ängste, Versagensdruck oder verlieren langfristig die Freude am Sport. Entscheidend für eine gesunde Entwicklung ist jedoch die Lernorientierung: der Spaß am Ausprobieren, am persönlichen Fortschritt und am gemeinsamen Erleben.
Eltern als Spiegel Kinder nehmen Stimmungen und Reaktionen ihrer Eltern sehr sensibel wahr. Ein enttäuschter Blick nach einer Niederlage, übertriebene Euphorie nach einem Sieg oder ständiges Nachfragen („Warum hast du nicht schneller geschwommen?“) beeinflussen die innere Haltung des Kindes. Studien zeigen: Wenn Eltern hohe Erwartungen betonen, steigt die Wahrscheinlichkeit für Stresssymptome – von Nervosität bis zu Schlafproblemen vor Wettkämpfen.
Besonders problematisch wird es, wenn Eltern ihre eigenen unerfüllten sportlichen Träume auf das Kind projizieren. Das kann dazu führen, dass das Kind nicht mehr für sich selbst, sondern für die Erwartungen der Eltern trainiert. Psychologisch entsteht eine Fremdmotivation, die auf Dauer kaum tragfähig ist.
Was Kinder wirklich brauchen
Sportpsychologie und Pädagogik sind sich einig: Kinder brauchen vor allem emotionale Sicherheit. Das bedeutet, dass sie unabhängig von Sieg oder Niederlage spüren: „Meine Eltern stehen hinter mir.“ Lob sollte sich daher weniger auf Ergebnisse richten, sondern auf Anstrengung, Teamgeist und Freude am Spiel. Wer nach einem verlorenen Match sagt: „Ich habe gesehen, wie mutig du gekämpft hast“, stärkt das Selbstwertgefühl viel nachhaltiger als ein Kommentar zur Platzierung.
Eltern können außerdem lernen, bewusst Distanz zu wahren. Auf der Tribüne Zuschauer zu sein – nicht Trainer oder Schiedsrichter – entlastet das Kind. Für die fachliche Anleitung sind Trainerinnen und Trainer zuständig. Die elterliche Aufgabe besteht darin, Rückhalt, Vertrauen und Gelassenheit zu vermitteln.
Don’ts – Was Druck erzeugt
(1) Keine Vergleiche mit anderen Kindern („Die Anna war aber schneller…“).
(2) Keine übertriebene Kritik nach Niederlagen oder Fehlern.
(3) Keine Projektion eigener Träume („Ich wollte früher schon… jetzt musst du es schaffen!“).(4) Keine taktischen Zwischenrufe während des Wettkampfs – das irritiert und verunsichert.(5) Keine Liebe auf Abruf: Zuneigung darf nie an Leistung gekoppelt sein.
Do’s – Was Kinder stärkt
(1) Loben Sie Einsatz und Mut, nicht nur Ergebnisse („Toll, wie du bis zum Schluss gekämpft hast!“).
(2) Bleiben Sie gelassen – auch wenn es mal nicht läuft. Kinder brauchen Ruhe, keine zusätzlichen Nerven.
(3) Seien Sie Zuschauer, nicht Trainer: Anweisungen sind Aufgabe der Übungsleiter:innen und Trainer
(4) Fragen Sie nach dem Erlebnis, nicht nach dem Ergebnis („Hattest du Spaß?“, „Was hast du Neues gelernt?“).
(5) Unterstützen Sie Eigenverantwortung: Lassen Sie Ihr Kind selbst entscheiden, ob es mehr trainieren möchte.
Fazit: Eltern sind unverzichtbare Begleiter im Sport ihrer Kinder. Sie tragen dazu bei, dass junge Athletinnen und Athleten ihr Potential entfalten können – oder eben auch nicht. Entscheidend ist, wie sie ihre Rolle verstehen. Wer Anerkennung nicht an Ergebnisse knüpft, sondern an Einsatzbereitschaft und Freude, legt den Grundstein für nachhaltige Motivation. Sport soll ein Raum bleiben, in dem Kinder lernen, über sich hinauszuwachsen – frei von übermäßigem Druck und getragen von echter Unterstützung.

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