Gelassenheit – die Kunst, im Sturm ruhig zu bleiben
- floriansonneck
- 4. Nov.
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Gelassenheit ist mehr als bloße Ruhe oder Passivität. Sie ist eine bewusste Haltung dem Leben gegenüber – die Fähigkeit, inmitten von Hektik, Ärger oder Unsicherheit innerlich klar und handlungsfähig zu bleiben. In einer Zeit, die von ständiger Erreichbarkeit, Leistungsdruck und Reizüberflutung geprägt ist, erscheint Gelassenheit fast wie ein Luxusgut. Doch in Wirklichkeit ist sie eine zentrale Kompetenz für psychische Gesundheit und Resilienz.
Wer gelassen ist, lässt sich nicht von jedem Impuls treiben. Statt reflexhaft zu reagieren, entsteht eine kleine, aber entscheidende Pause – ein Moment des Innehaltens, in dem Bewusstsein und Wahlfreiheit wachsen. Diese Fähigkeit beruht auf Selbstwahrnehmung und emotionaler Regulation. Gelassenheit bedeutet, die eigenen Gefühle zu kennen, ohne ihnen ausgeliefert zu sein. Sie erlaubt, Ärger zu spüren, ohne ihn unkontrolliert auszuleben; Stress zu erleben, ohne in Panik zu verfallen.
Philosophen wie Epiktet oder Meister Eckhart sahen Gelassenheit als Ausdruck innerer Freiheit. Nicht das Außen bestimmt unser Befinden, sondern die Art, wie wir damit umgehen. Diese Einsicht hat heute eine erstaunliche psychologische Entsprechung: Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass regelmäßige Achtsamkeitspraxis die Aktivität des präfrontalen Cortex stärkt – jener Hirnregion, die für Selbststeuerung und Gelassenheit verantwortlich ist.
Gelassenheit bedeutet also nicht, die Kontrolle aufzugeben, sondern sie auf einer höheren Ebene wiederzugewinnen. Sie wächst aus Vertrauen: in das eigene Können, in den Sinn des Lebens und in die Vergänglichkeit jeder Krise. Sie ist kein Zustand, sondern ein Prozess – eine Haltung, die immer wieder geübt werden will.
Wer Gelassenheit kultiviert, verändert nicht die Welt, aber die Art, wie er in ihr steht. Und vielleicht ist genau das der größte Schritt zu wahrer innerer Stärke.

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