Mobbing als Spiegel der Gesellschaft: Wo Anstand endet und Macht beginnt
- floriansonneck
- 7. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
Immer mehr Menschen werden am Arbeitsplatz, im Netz oder im Freundeskreis zur Zielscheibe. Eine neue Studie zeigt: Kaum jemand bleibt verschont – und die Spirale aus Angriff und Gegengewalt dreht sich weiter.
Ob im Büro, auf Social Media oder im privaten Umfeld – Mobbing ist längst kein Schulhofproblem mehr. Laut einer aktuellen Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing erleben immer mehr Erwachsene Anfeindungen, Ausgrenzung oder digitale Hetze. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 37 Prozent der Befragten waren bereits Opfer von Mobbing – das entspricht rund 19 Millionen Menschen in Deutschland. Besonders betroffen: die Arbeitswelt. Fast jede zweite Attacke spielt sich dort ab.
Auch online nimmt der Druck zu. 14 Prozent der Befragten – also über 7,2 Millionen Erwachsene – gaben an, schon einmal Opfer von Cybermobbing gewesen zu sein. Das bedeutet ein Anstieg um mehr als 20 Prozent gegenüber 2021. Seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2014 zeigt die Kurve steil nach oben. Frauen tragen dabei ein rund 30 Prozent höheres Risiko als Männer.
Opfer werden zu Tätern
Besonders beunruhigend: Immer mehr Menschen, die selbst gemobbt wurden, greifen später zu denselben Mitteln. „Unrecht wird mit Unrecht vergolten“, sagt Uwe Leest, Vorsitzender des Bündnisses. Die Entwicklung beginne oft schon früh – viele übernähmen Verhaltensmuster aus Schulzeit und Jugend direkt ins Berufsleben und mobben als Vorgesetzte ihre Mitarbeiter.
Am stärksten betroffen ist die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen: 45 Prozent berichten von Mobbing, 25 Prozent von Cybermobbing. Häufige Motive der Täter: Ärger über die betroffene Person oder Gruppendruck. Besonders alarmierend: In mehr als der Hälfte der Fälle sind Vorgesetzte als Täter oder Mitverantwortliche beteiligt.
Was man tun kann, wenn man betroffen ist
Mobbing ist kein „Kavaliersdelikt“ – und schon gar kein Thema, das man still aushalten muss. Wenn du selbst betroffen bist, sprich darüber – mit Kolleg:innen, Freund:innen oder professionellen Beratungsstellen. Dokumentiere Vorfälle, sichere digitale Beweise und hole dir Unterstützung, bevor die Belastung zu groß wird.
Auch Unternehmen und Führungskräfte sind gefragt: Klares Handeln statt Wegsehen ist der einzige Weg, um die Spirale aus Angst, Schweigen und Gegengewalt zu stoppen.

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