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Routinen und Aberglaube (im Leistungssport)

Im (Leistungs-)Sport, aber auch im Alltag entscheiden oft Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage, über Erfolg oder Misserfolg. Neben körperlicher Fitness, Technik und Taktik spielen auch psychologische Faktoren eine zentrale Rolle. Besonders interessant ist hierbei der Einfluss von Routinen und abergläubischen Verhaltensweisen, die vielen Sportlerinnen und Sportlern helfen, mit dem immensen Leistungsdruck umzugehen.


Routinen sind fest etablierte Handlungsabfolgen, die regelmäßig vor, während oder nach sportlichen Leistungen durchgeführt werden. Sie dienen dazu, Konzentration aufzubauen, Nervosität zu reduzieren und Sicherheit zu gewinnen. Typisch sind etwa das gezielte Aufwärmen, eine bestimmte Anzahl von Ballprellern vor dem Aufschlag im Tennis oder Atemübungen vor dem Startschuss. Diese Abläufe helfen Athletinnen und Athleten, in einen optimalen mentalen Zustand zu gelangen. Da die Bewegungsabläufe durch häufige Wiederholung automatisiert werden, können sie auch unter hohem Druck möglichst fehlerfrei ausgeführt werden.


Ein bekannter Vorteil von Routinen ist, dass sie Kontrolle vermitteln – in einer Situation, in der vieles unkontrollierbar ist, etwa das Verhalten des Gegners, die Wetterbedingungen oder Schiedsrichterentscheidungen. Wenn ein Sportler weiß, dass er seine Vorbereitung Schritt für Schritt durchlaufen hat, stärkt das das Selbstvertrauen. Viele Trainer arbeiten daher gezielt mit psychologischen Trainingselementen, um solche Routinen zu entwickeln und zu festigen.

Im Gegensatz dazu steht der Aberglaube, der ebenfalls weit verbreitet ist – sogar auf höchstem sportlichen Niveau. Aberglaube bezeichnet Handlungen oder Überzeugungen, die nicht wissenschaftlich begründbar sind, aber dennoch für das subjektive Wohlbefinden der Athletinnen und Athleten eine wichtige Rolle spielen. So tragen manche ihr „Glückstrikot“, andere treten stets mit dem rechten Fuß zuerst aufs Spielfeld oder haben einen bestimmten Glücksbringer in der Sporttasche. Derartige Rituale wirken irrational, haben aber eine klare psychologische Funktion: Sie beruhigen, geben Halt und Struktur.


Der Unterschied zwischen Routine und Aberglaube liegt vor allem in der bewussten Zielsetzung. Während Routinen meist geplant, geübt und gezielt zur Leistungsverbesserung eingesetzt werden, beruhen abergläubische Handlungen oft auf Zufällen oder persönlichen Erfahrungen, etwa wenn ein Athlet nach einem Sieg einem bestimmten Verhalten eine besondere Wirkung zuschreibt.


Wichtig ist, dass sowohl Routinen als auch Aberglaube im richtigen Maß hilfreich sein können. Sie unterstützen die mentale Vorbereitung, reduzieren Ängste und steigern die Konzentrationsfähigkeit. Problematisch wird es erst, wenn Aberglaube in Zwang oder Abhängigkeit umschlägt – zum Beispiel, wenn ein Sportler ohne seinen Glücksbringer das Gefühl hat, nicht gewinnen zu können.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Routinen und Aberglaube eine wichtige Rolle spielen. Beide dienen der mentalen Stabilisierung und helfen Athletinnen und Athleten, unter Druck ihr volles Potenzial abzurufen. Während Routinen ein bewährtes Mittel im mentalen Training sind, zeigt der Aberglaube, wie sehr auch Emotionen und subjektive Erfahrungen den sportlichen Erfolg beeinflussen können.

 
 
 

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