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Was ist Glück?

Glück – kaum ein anderes Wort löst so unterschiedliche Bilder aus: das Lachen eines Kindes, der Sonnenuntergang am Meer, der Lottogewinn, die frisch bestandene Prüfung oder einfach ein heißer Kaffee am Montagmorgen. Schon an dieser Bandbreite erkennt man: Glück ist schwer zu fassen, und vielleicht liegt genau darin sein Reiz.


Philosophen, Psychologen und Dichter haben sich seit Jahrhunderten daran versucht, das Geheimnis des Glücks zu entschlüsseln. Aristoteles sprach von „Eudaimonia“, einem erfüllten Leben im Einklang mit den eigenen Werten. Für ihn war Glück kein kurzfristiges Hochgefühl, sondern eine Lebenskunst. Epikur dagegen setzte eher auf die Vermeidung von Schmerz und die Pflege einfacher Freuden. Spulen wir 2000 Jahre vor, und die moderne Psychologie spricht von „subjektivem Wohlbefinden“. Klingt nüchterner, meint aber Ähnliches: Es geht um Zufriedenheit mit dem Leben und das Erleben positiver Emotionen.


Doch wie fühlt sich Glück konkret an? Forscher beschreiben es als Mischung aus Freude, Leichtigkeit, Dankbarkeit und dem Gefühl, „im Moment“ zu sein. Jeder kennt dieses Kribbeln, wenn alles passt – sei es beim Tanzen, beim Sport oder im Gespräch mit einem Menschen, der einen wirklich versteht. Interessanterweise ist Glück dabei nicht immer laut und spektakulär. Oft zeigt es sich leise, etwa im Gefühl innerer Ruhe oder der stillen Gewissheit, am richtigen Ort zu sein.

Die Wissenschaft hat versucht, Glück zu messen. Die „Glücksforschung“ oder Positivpsychologie untersucht, welche Faktoren dazu beitragen. Überraschung: Reichtum allein macht nicht glücklich – zumindest nicht dauerhaft. Zwar verbessert Geld die Zufriedenheit, solange es die Grundbedürfnisse deckt. Doch ab einem gewissen Niveau verpufft der Effekt. Entscheidend sind vielmehr stabile soziale Beziehungen, ein Gefühl von Sinnhaftigkeit und die Möglichkeit, die eigenen Stärken einzusetzen. Kurz gesagt: Freundschaften, Ziele und Selbstwirksamkeit schlagen die Yacht im Hafen.

Ein weiteres spannendes Feld ist die Biologie des Glücks. Hormone wie Dopamin, Serotonin und Endorphine spielen eine zentrale Rolle. Sie wirken wie körpereigene Glückscocktails, die bei Bewegung, Musik oder herzhaftem Lachen ausgeschüttet werden. Kein Wunder also, dass Sport, Tanzen oder gemeinsames Singen als Glücksgaranten gelten.

Aber Glück hat auch eine paradoxale Seite: Wer ihm zu verbissen nachjagt, läuft Gefahr, es zu verfehlen. Psychologen nennen das die „Tretmühle des Glücks“. Kaum ist ein Ziel erreicht – der neue Job, das größere Auto, der exotische Urlaub – gewöhnt sich das Gehirn daran, und wir wollen mehr. Das Glück entwischt uns wie Sand zwischen den Fingern. Viele spirituelle Traditionen raten deshalb, nicht zu sehr zu suchen, sondern zu lernen, das Vorhandene wertzuschätzen.

Glück ist also weniger ein Dauerzustand als eine Serie von Momenten – und die Kunst besteht darin, sie zu erkennen. Wer mit wachen Augen durch den Alltag geht, entdeckt oft kleine Glücksinseln: den freundlichen Gruß vom Nachbarn, das Lied im Radio, das zufällig genau die Stimmung trifft, oder das Gefühl, beim Spazierengehen tief durchzuatmen.

Am Ende lässt sich Glück vielleicht am besten so beschreiben: Es ist die Schnittmenge aus Sinn, Verbindung und Freude. Es ist der Funke, der das Leben nicht nur erträglich, sondern lebenswert macht. Und das Schönste daran: Glück ist ansteckend. Wer glücklich ist, steckt andere damit an – ein seltenes Virus, das wir uns alle wünschen sollten.


Praktische Wege zum Glück liegen oft näher, als man denkt. Ein bewährter Schlüssel ist die Dankbarkeit: Wer sich regelmäßig bewusst macht, wofür er dankbar ist, richtet seinen Blick auf das Positive und stärkt damit nachweislich das eigene Wohlbefinden. Ebenso wichtig sind stabile soziale Beziehungen – nicht die Zahl der Kontakte zählt, sondern die Qualität. Ein vertrautes Gespräch, gemeinsames Lachen oder stille Nähe wirken oft stärker als jede äußere Belohnung. Bewegung ist ein weiterer Glücksfaktor: Schon ein Spaziergang, Tanzen oder leichtes Training setzen Endorphine frei und lassen die Stimmung steigen. Auch das Erleben von Sinn trägt erheblich zum Glück bei, sei es durch ehrenamtliches Engagement, kreatives Schaffen oder das Gefühl, anderen helfen zu können. Wer darüber hinaus Achtsamkeit in seinen Alltag integriert, trainiert die Fähigkeit, im Moment zu leben und kleine Freuden bewusst wahrzunehmen. Glück entsteht zudem oft im „Flow“, jenem Zustand völliger Hingabe an eine Tätigkeit, bei dem Zeit und Raum in den Hintergrund treten. Schließlich lohnt es sich, bewusst zu genießen: Ein Stück Schokolade langsam auf der Zunge zergehen zu lassen, den Klang des Regens zu hören oder den ersten Kaffee des Tages zu zelebrieren, verlängert Glücksmomente und macht sie intensiver.

 
 
 

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